Schneller transportabler Lehmbackofen

[Markus]

Hallo SBO-Freunde,

hier
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hatte ich gefragt, ob jemand Erfahrungen mit einem kleinen Backofen auf einer Palette hat. Die Rückmeldungen dazu waren eher gering.
Also hieß es, selber Erfahrungen sammeln.
Am vergangenen Wochenende ging es los.
Der Plan war, den Ofen an einem Wochenende zu bauen.
Kein Schnickschnack, wie Schornstein, dolle Verzierungen oder sonstwas. Eher so, wie die Öfen vor ein paar tausend Jahren ausgesehen haben könnten. Aber auch nur angelehnt an damalige. Also einfach Frei Schnauze

Lehmofen_klein2.jpg

Als erstes bereitete ich eine Palette vor, weil der Ofen transloziert werden muss. Ob er das überlebt, werden wir sehen. An der Stelle stehen bleiben kann er auf keinen Fall.

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Lehmofen_klein3.jpg

Dann wurden ebenfalls Donnerstag Abend schnell noch ein paar Eier gelegt.
Die trockneten vor sich hin und haben den Sinn, dass die Außenwände nicht nur aus Frischlehm bestehen und so etwas stabiler im Aufbau sind und schneller trocknen.
Offensichtlich lagen auf dem Brett männliche und weibliche Eier, denn über Nacht vermehrten die sich überraschend kräftig. Vielen Dank für die Glucke an dieser Stelle ;-)

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Lehmofen_klein4.jpg

Freitag gegen 16 Uhr ging es endlich mit dem Bau los.
Die beiden Ziegelsteinschichten wurden in Lehm gebettet.

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Lehmofen_klein5.jpg

Die Steinlagen sind fertig. Oben auf wurde eine ca. 3 cm dicke Granitplatte als Backraumboden in Lehm gelegt. Darauf ein alter Holzkorb. Der soll dem Lehm die Form geben.

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Lehmofen_klein6.jpg

Hier der ganze Bauplatz.
Insgesamt wurden ca. 3 große Bauwannen Lehm verarbeitet.

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Lehmofen_klein7.jpg

Der Korb wird langsam eingemauert. Die Lehmeier werden schwimmend im Lehm verlegt.
Die Außenmauern sind am Ende ca. 15 cm dick.

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Fortsetzung folgt ...

[Novum64]

Ein schönes Projekt.
Ich bin gespannt wie es weitergeht.

[Markus]

Lehmofen_klein8.jpg

Der fertige Rohbau. Tatkräftige Hilfe beim Lehmschmeißen war super.
Das Ofenloch ist mit Steinen abgestütz, weil es sonst abgerutscht wäre.
Oben auf dem Deckel sind 2 Lagen Lehmeier verwendet. Durch die glückliche Vermehrung war kein Ei zu viel und keins zu wenig.

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Lehmofen_klein9.jpg

Das erste Feuer !!!!
Es ist jetzt 21 Uhr. In ca. fünf Stunden war der Ofen so weit fertig.
Grob 50 Liter Wasser sind noch im Bau gespeichert, die auf jeden Fall raus müssen. Daher vorsichtig eingeheizt, um keine zu großen Spannungen zu erzeugen. Das Feuerchen langsam gesteigert.
Durch die hohe Feuchtigkeit war es gar nicht einfach, ein gutes Feuer zu erzeugen.
Die Anheizphase am Freitag Abend ging ein paar Stunden, bis das Gebrannte Flüssige zu verlockend duftete.

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Lehmofen_klein10.jpg

Kritischer Blick, ob der das auch ordentlich gemacht hat.

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Lehmofen_klein11.jpg

Hier kann man den Weidenkorb noch sehr gut erkennen.
Der spätere gebrannte Lehm wird dieses Muster immer noch aufweisen !

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Der Bäckergehilfe beim frühmorgendlichen Anfeuern.
Gegen 5 Uhr kam ein leichter Schauer auf und mir war auf einmal gar nicht mehr wohl, weil der Ofen außen immer noch sehr feucht war. Daher raus aus dem Zelt und den Ofen mit einer Plane abgedeckt. Glücklicherweise war der Schauer nur kurz und so brannte das Feuer quasi den ganzen Tag.

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Fortsetzung folgt ....

[Markus]

Lehmofen_klein13.jpg

Während der Ofen den ganzen Tag über vor sich hin heizte, musste natürlich das notwendige Werkzeug gebaut werden. Und wir wären ja nicht auf einem Bogenbauertreffen, wenn uns da nicht das passende einfallen würde - der Bäckerpaddelbogen aus Massa-Bambus-Sperrholz laminiert mit eingeleimtem Reflex!! Kurz auf Bandsäge und -schleifer in Form gebracht. Fertig.
Dazu aus Rattan ein Ascheschaber gedämpft und los geht's.

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Lehmofen_klein14.jpg

Es ist Samstag gegen 17 Uhr und das große Ziel scheint in greifbare Nähe zu rücken.
Der Teig ist fertig, Gemüse und Salami fein geschnitten und alles wartet auf den tomatigen Verbindungskleber.
Die Anzahl der umstehenden, mehr oder weinger schlau kommentierenden Zuschauer hat schlagartig zugenommen, was vermutlich an einem nagenden Hungergefühl nach einem langen Tag lag.

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Lehmofen_klein15.jpg

HURRA !!! Die erste Pizza (ok, das hier war schon die zweite ...) ist fertig!!
Deutlich schneller, als erwartet!
Vor lauter Übermut und Eifer ist die Pizza noch nicht ganz fertig getillert (d.h. der Teig ist nicht ganz gebacken), schmeckt aber mit mineralischer Ascheeinlage trotzdem hervorragend.
Es stellt sich heraus, dass die vorne liegenden Pizzen (da war das Feuer) deutlich fertiger sind, als die hinten im Brennraum liegenden.
Dennoch - diese ersten Pizzen sind auf jeden Fall als Erfolg zu verbuchen.

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Lehmofen_klein16.jpg

Doch die nur halbgaren Pizzen lassen mich nicht los.
Es kann doch nicht sein, dass dieser Ofen nur Halbgares produziert.
Also - erneut wird eingeheizt! Es wird bestes Ofenholz verwendet, Nix ist zu schade
Die zweite Runde Pizza ist besser, aber nicht perfekt. Das Selbstbewusstsein ist angeknackst, die Bäckerehre in Gefahr !!!
Der Ofen hat nicht die Hitze gebracht, die er sollte. Die große Ursachenforschung unter zuhilfenahme von flüssigem Honig und Hopfen beginnt.

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Es lässt mich nicht los.
Die Ursachenforschung hat zutage gebracht, dass zum einen das Feuer weiter hinten im Brennraum gemacht werden muss.
Der Ofen ist mittlerweile gut trocken geheizt und das Feuer brennt dadurch auch deutlich besser.
Die Forschung brachte weiterhin zutage, dass im hinteren Bereich des Brennraums zu viel Holz nicht ordentlich brannte und so keine Hitze erzeugte. Einer schlug vor, etwas glühende Kohle während des Backvorgangs im Ofenraum zu lassen.

Also - ganz fein vorsichtig Scheitchen um Scheitchen aufgelegt, das Feuer umsorgt, umgeschichtet, bepustet und befeuert!
Eine neue Runde Teig und die Spannung steigt.
Gestern dauerte die Pizza noch gut 20 min und war nicht richitg gar.
Heute wollte ich nach 10 Min mal vorsichtig schauen. Das Ergebnis:

Lehmofen_klein17.jpg

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HURRA !! Es hat bestens geklappt.
Es gelangen dieses Mal in deutlich kürzerer Zeit die allerfeinsten Pizzen.

Ergo - so ein Ofen kann locker an einem Wochenende gebaut werden!
Ganz wichtig ist das Trockenheizen und man muss darauf achten, dass der ganze Brennraum gut und lange ! befeuert wird. Die Glut muss mehrfach umgeschichtet werden. Bleibt noch Glut im Backraum, geht der Backvorgang deutlich schneller.

Fazit: Bäckerehre gerettet, dickes Grinsen im Gesicht und einfach glücklich, dass es geklappt hat.
Vielen Dank an alle Helfer, Mitfieberer, Kommentatoren und Pizzatester!

[Markus]

Hier noch ein Bild von Sonntag früh:

FC Lehmofen brennt.JPG (261.33 KiB) 9174 mal betrachtet

Die Materialkosten lagen bei etwa 40 € für Lehm und Steine und 6 € für die Maurerwanne.
Man braucht sonst nur zwei kräftige Hände und einen kräftigen Rücken.
Der Weidenkorb war eine praktische Lösung, aber man kann genausogut aus Weidenruten eine grobe Kuppel formen und da drumrum bauen. Muss man halt in der Zeit einplanen.
Noch ein Hinweis zur Materialbesorgung:
Ebay Kleinanzeigen ist eine gute Quelle.
Stichworte Grünling, Lehmsteine ungebrannt, Lehm oder ähnliche.
Aufpassen - die Lehmsteine müssen ungebrannt sein.
KEIN "Lehm" aus einem Bodenaushub nehmen. Das taugt nicht.
Oft kommen Lehmsteine aus dem Abbruch von alten Häusern / Scheunen.

Man kann auch bei der Ziegelei ums Eck (was es fast nicht mehr gibt) nachfragen. Die haben logischerweise Grünlinge, aber tlw. sollen die recht teuer sein.
Oder einfach mal Lehm in eine Suchmaschine eingeben. Wird in allen Mengen und Qualitäten angeboten, weil viele Häuslebauer ihr Haus mit Lehm verkleiden wollen. Ist halt dann wieder deutlich teurer.

Ergo - finden ist kein Problem, die Kosten schon eher.

Menge - ich habe hier 3 Maurerwannen à 95 l Lehm verarbeitet und der Ofen ist nicht groß.
Wenn es für einen großen Ofen reichen soll, würde ich mir einen Autoanhänger voll Lehm organisieren.

[Novum64]

Markus.

Echt prima gelungen. Und die Kleinen hatten bestimmt jede Menge Spaß.

Lässt du uns dann noch die Haltbarkeit wissen? Es ist ja bestimmt kein Eintagsofen, wenn er transloziert werden kann.

[DJTMichel]

Hi Markus,

vielen Dank für den Thread, ließt sich klasse! Vergiß die Plane nicht, falls es mal regnet.

[Markus]

Den größten Spaß hatte der Erbauer! Matschen, wie vor vielen Jahren.

Der Ofen ist aktuell mit einer Plane abgedeckt. Sollte also trotz des vielen Regens einigermaßen geschützt stehen (hoffe ich ... )

Haltbarkeit ist hier so ne Sache.
Ich werde den Ofen nochmals mit einer feinen Schicht Lehm verkleiden und aufhübschen.
Der Transport wird noch diesen Sommer erfolgen. Ich könnte mir mittlerweile vorstellen, dass der Ofen das überlebt. Zur Not werden ein paar kleine Risse mit Lehm zugeschmiert.
Es kann natürlich auch passieren, dass er komplett auseinander bricht. Das ist dann halt so, denn das ganze Projekt war von Anfang an als Einmalaktion geplant. Wenn er daher überlebt, umso besser.

Wenn ich dann demnächst hoffentlich einen eigenen Garten habe, baue ich mir wieder einen Ofen, dann aber mit Schornstein und richtiger Ofenklappe und zudem größer.

[DJTMichel]

einen in dieser Art:

140911016Brotmuseum.jpg (339.98 KiB) 9164 mal betrachtet

gesehen im Brotmuseum

[Markus]

Nee, eher so was.
Da soll auf jeden Fall ein Schornstein ran, er muss auf einer akzeptablen Arbeitshöhe stehen und mehr Lagerfläche drumrum haben.
Ob er eine feste Tür bekommt oder nur wieder eine Holztür vorne dran, wird sich zeigen (auch aus Kostengründen .... )
Auf jeden Fall auch überdacht.