Börni hat geschrieben:Ein weiteres Problem ist aus meiner Sicht bei einem "Bäckermeister" das er das Tag ein Tag aus machen "muss". Irgendwann hat man dazu evtl. auch keine Lust mehr...
... oder eigentlich nie Lust dazu gehabt

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Ich hab' in meiner Verwandtschaft den Niedergang einer Bäckerei hautnah mitverfolgt - ich hab' sogar während meiner Studienzeit dort einen kleinen Nebenjob gehabt...
Kurz geschildert: der Bäckermeister mit Leidenschaft, der die Bäckerei mit insgesamt 3 Filialen aufgebaut hat, war der Senior. Ausgezeichnete Bäckerei, ausgezeichneter Ruf. Die Leute sind sogar von weit her gekommen, um die hervorragenden Backwaren zu kaufen. Senior steht vor der Pensionierung, einzige Tochter - künstlerisch angehaucht und Lehrerin - sowie ihr Mann - hatte etwas mit Autos zu tun - schulen um, machen den Bäckermeister und übernehmen den Betrieb. Anstatt die Qualität hoch zu halten, versuchten sie mit den Billigangeboten der Supermärkte mitzuhalten, drehen an der Qualitätsschraube (nach unten) ... ich kann mich da noch an Bemerkungen erinnern:
"wenn ich das Backblech anders herum schneide, krieg' ich aus dem Blech 6 Schnitten mehr heraus" bzw.
"in unserem Kuchen ist eh ein halbes Ei drin...". Mein Einwand
"... und die Kunden merken das nicht?" blieb natürlich ungehört. D.h. der Laden wurde ohne Leidenschaft fortgeführt. Bei den Enkerln des Firmengründers konnte man mit der nicht vorhandenen Leidenschaft dann auch keine ebensolche wecken - sie ergriffen andere Berufe. Mit 'durchschnittlicher' Ware, dem unterdurchschnittlichen Interesse am Beruf und keinem Nachfolger war mit der Pensionierung der 2. Generation dann Schluss. Ich behaupte: hätte die 2. Generation das Geschäft mit jener Liebe (und bissl Hirn) geführt, wie die 2 ihre künstlerischen Hobbies ausgeübt haben bzw. wie der Vater das Geschäft geführt hat, und der 3. Generation diese Liebe vererben können - würde es die Bäckerei heute noch geben.
Ich seh' - generell - als Problem auch eine gewisse Faulheit der 'Einheimischen': während ich neidlos zugeben muss, dass es zahlreiche 'Ausländer' (= Einwohner mit Migrationshintergrund) gibt, die äußerst fleißig sind, die sich nicht zu blöd sind, sich dreckig zu machen, die sich überlegen, wie sie z.b. länger ihr Geschäft offen halten können und die oft länger arbeiten als notwendig ... wollen die 'Einheimischen' eher nur einen 9-to-5-job am Schreibtisch mit viel Kohle und Urlaub. Beispiele:
- Die Kebab-Bude in der Vorort-Gemeinde hat über Mittag offen - der (einheimische) Fleischerladen (mit Imbiss!) nebenan hat über Mittag zu...
- Am Markt in der Großstadt überlegt sich einer (mit Erfolg), wie er die Ladenschlussgesetze aushebeln kann - um auch um 3 in der Früh Brot verkaufen zu können (es ist ein Ausländer).
- Die Backfiliale mit Imbiss der Großbäckerei am Bahnhof macht um 18 Uhr zu ... der Ausländer mit Pizzas zum Mitnehmen nebenan hat bis 23 Uhr offen...
- Die Leute des Trockenbauers lassen - trotz Termindruck auf der Baustelle - am Freitag um 12 Uhr das Werkzeug fallen und machen jeden 2. Freitag überhaupt blau ... die Maurer des (ausländischen) Baumeisters arbeiten auch am Samstag...
... um den Beruf des Bäckers mit Dienstzeiten hauptsächlich in der Nacht auszuüben braucht's halt Liebe und Leidenschaft und Fleiß - und mit den Dienstzeiten muss man klar kommen. Möglicherweise werden uns noch 'ausländische' Bäckereien zeigen, wie's geht...
LG
Reinhard